Das rätselhafte Aussterben der Seepferdchen

Am Wochenende kam es im Zollstockbad zu sehr seltsamen Szenen. Mehrere Eltern, die mit ihren Kindern Schwimmen üben wollten, wurden aus dem Becken geholt. Begründung: “Ohne Seepferdchen dürfen die Kinder nicht ins Tiefe”.

Seepferdchen, wir erinnern uns:  25m freies Schwimmen! Wie haben wir das damals gelernt? Klar, die Grundtechnik erlernt man zunächst im Nichtschwimmerbecken. Irgendwann wird der Nichtschwimmerbereich dann zu klein und man geht mit Begleitung einer Aufsichtsperson ins Tiefe und schwimmt am Rand entlang. Hierbei gewinnt man zunehmend Selbstvertrauen und irgendwann kommt der Tag, an dem man an der Bademeisterkabine klopft und sich das ersehnte Abzeichen durch eine erfolgreich absolvierte Prüfung verdient.

Die Vorstellungen der KölnBäder GmbH spielen sich in einem gänzlich anderen Erfahrungraum ab. In Abschnitt 2.5 der Hausordnung heißt es:

“Nichtschwimmer dürfen nur die für sie ausgewiesenen Wasserflächen /
Schwimmbecken benutzen.

Nach Erläuterung durch den diensthabenden Bademeister heißt dies, dass ein Kind ohne Abzeichen das Schwimmerbecken schlicht nicht zu betreten hat. Nicht mit Begleitperson. Nicht um die 25m Freischwimmen zu lernen. Gar nicht! Dass es sich hierbei nicht um eine Einzelmeinung des Bademeisters handelt, sondern tatsächlich der Hauspolitik der KölnBäder entspricht, wurde mir durch die Pressesprecherin (sic!) bestätigt.

Wer im letzten Jahr einmal Nachrichten gesehen, gelesen oder gehört hat, kam kaum daran vorbei. Gemeint sind Nachrichten wie diese: “Wurden 2019 noch 48.243 Seepferdchen vergeben, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 14.566. ”

In dieser Situation hat die KölnBäder GmbH nichts besseres zu tun, als Eltern, die mit ihren Kindern das Schwimmen üben wollen aus dem Becken zu scheuchen.

Ich schließe mit  ein paar Zitaten aus dem Vier-Jahreszeiten-Becken (das Becken wurde vom Bademeister zum Üben empfohlen – und ja, es ist das Becken mit Wasserfall , Strudel und Massagebank ):

“Ich finde es schade, dass wir nun auf andere Bäder ausweichen müssen, die wir dann auch nicht mehr mit dem Fahrrad erreichen können. Bisher kostet uns ein Schwimmbadbesuch 8-10Eur. Demnächst kommen dann die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr hinzu.”

“Das Absurde ist: Ich bin selbst Schwimmlehrerin und Rettungsschwimmerin und darf meiner eigenen Tochter nicht das Schwimmen beibringen.”

“Meine Tochter hat hier noch ganz normal von mir Schwimmen gelernt.  Vor ein paar Jahren ging das noch.”

“Vielleicht wollen die ihre Schwimmkurse besser verkaufen. Aber das macht andererseits wenig Sinn, da die immer schon nach Minuten ausgebucht sind.”

“Es ist rätselhaft!”

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