Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

(Jakob van Hoddis, 1911)

In English (translated by Natias Neutert)

World’s End

From burgher’s pointy head the hat flies.
In all quarters resounds hullabaloo.
Roof tilers plummet down and break in two.
Along the coasts— one reads — the floodings rise.

The storm is here, wuthering seas are hopping
Ashore to crush dams as if they were midges.
Most people have a cold that is not stopping.
The railway waggons tumble down from bridges.

Life Hack: Keine Überschriften lesen!

Das Lesen von Überschriften in den Online-Auftritten deutscher Zeitungen ist: deprimierend, langweilig und irreführend – Zeitverschwendung.

Besser wäre, z.B.:

– Einen Wikipediaartikel lesen (z.B. Artikel des Tages)

– Ein Buch lesen (z.B. ein Sachbuch von der Spiegelbestsellerliste)

– Die Fußnoten eines gelesenen Buches lesen

– Die Literaturhinweise eines bereits gelesenen Sachbuches lesen

oder eben…

– Eine richtige Zeitung lesen. Eine auf Papier gedruckte Zeitung ist im Vergleich zu den gängigen Onlinevarianten, ein geniales Medium. Einfach mal ausprobieren und die Vorteile selbst erfahren:

Fairer. Weniger Werbung. Dafür hat man auch etwas bezahlt.

Unaufgeregter. Weniger grelle Überschriften. Es müssen keine Klicks generiert werden.

Ausgesuchter. Umfangreiche, gut recherchierte Artikel sind viel sichtbarer aufgrund ihres Platzanspruches. Man liest eher Dinge, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte.

Informativer. Infoboxen sind oft sichtbarer. Das Layout setzt thematische Bezüge her.

Kommunikativer. Familienmitglieder/Mitbewohner bekommen mit, was man liest. Man unterhält sich.

Ansprechender. Eine offen auf dem Wohnzimmertisch liegende Zeitung regt zum Lesen an. Auch z.B. Kinder/Jugendliche lesen gerne Zeitung. These: Wenn Kinder nicht lesen, liegt das sicher oft daran, dass die Erwachsenen auch nicht (mehr) lesen (können). Sich durchs Internet klicken und sich dabei Aufregen ist im Zweifel kein Lesen.

 

 

Life Hack: Bargeld!

Neulich gelesen: Du hast zu wenig Freizeit? Dann arbeite doch weniger! Du hast zu wenig Geld? Dann gib doch weniger aus! Könnte eine Option sein? Bei letzterem kann dir Bargeld helfen. Einfach nichts mehr mit Handy oder Karte bezahlen und keine Bestellungen mehr im Internet tätigen. Nur noch das ausgeben, was im Geldbeutel ist.

 

Heimatschutz?

Jugendliche für sieben freiwillige Monate bei der Truppe zu begeistern, um dadurch eine bürgernahe Armee zu bilden. Dieses Experiment startet heute.

Doch warum wird eigentlich nicht der umgekehrte Weg versucht? Soldaten für ein freiwilliges soziales Jahr zu begeistern und  gezielt Anreize dafür zu schaffen. Soziales Engagement könnte z.B. Voraussetzung für das Erreichen bestimmter Dienstgrade werden. Damit wäre auch jedem Rekruten klar: Hier kann ich nur was werden, wenn ich mich auch außerhalb der Armee engagiere. Dies könnte die Zusammensetzung der Truppe unter Umständen nachhaltiger verändern als der Freiwilligendienst.

Zusammen mit einem “sozialen Freitag” könnte dies ein Baustein sein, um unterschiedliche Bevölkerungsgruppen wieder zusammen zu bringen und durch eine positive Aufgabe zu verbinden. Der “soziale Freitag” funktioniert folgendermaßen: Alle Bürger sind aufgefordert an einem Tag der Woche, anstatt ihrem normalen Beruf nachzugehen, eine soziale Tätigkeit zu verrichten. Natürlich sollte dies auf freiwilliger Basis erfolgen und Verdienstausfälle müssten ohne Verlust ausgeglichen werden. Der Lohnausgleich könnte z.B. über den Arbeitgeber erfolgen und durch entsprechende Anreize so gestaltet werden, dass eine breite Akzeptanz für diese Art des Heimatschutzes auch bei den Arbeitgebern gefördert würde.

 

Probegefahren: Audi Q3

In der Ausstattungsklasse “advanced” bietet der neue Audi Q3 bereits für unter 45.000 Eur ein SUV im deutlich unteren Preissegment.

Der erste Fahreindruck ist – nun – gemütlich. In der etwas eng geratenen Kabine findet sich gerade noch genug Platz für unsere vierköpfige Familie. Längere Fahrten wollen wir in dem größenreduzierten Gefährt sicherlich nicht verbringen. Doch  das ist auch nicht nötig. Schließlich suchen wir ein nicht allzu protziges Zweitfahrzeug für den gelegentlichen Einkauf um die Ecke und um die Kinder zur Kita zu bringen.

Auf Motorleistung wollen wir  nicht verzichten und wählen für unser Testfahrzeug die Maximalausstattung mit Turbo. Ganz ehrlich?An dieser Stelle hätten die Audiingenieure ruhig noch eine Schippe drauflegen können. Das Getriebe fühlt sich stellenweise zu drahtig an und unser mit 200PS motorisiertes Vehikel entwickelt auch bei durchgetretenem Gaspedal keine echten Ambitionen nach Vorne. Bei einem kleineren Rennen von Ampel zu Ampel wurden wir von einem Minicooper mit Münchener Kennzeichen ausgestochen. Da hatten wir uns mehr erwartet. Sicher nichts was man erleben möchte wenn Kinder oder Ehefrau dabei sind.

Die eigentliche Bewährung muss unser Fahrzeug aber in der Parksituation beweisen. Da das legale Parken in Köln mittlerweile unmöglich geworden ist und wir keine Lust haben jeden Morgen mehr als 5m zu Fuß zu gehen, liegt unser Hauptaugenmerk auf Geländefähigkeit und Durchsetzungskraft. Ein direktes Anfahren des Kindergartens wurde mit Hilfe von Metallpollern verunmöglicht (warum?). Meine Frau hatte glücklicherweise den brillianten Einfall von einer angrenzenden Stichstraße aus unser Ziel über den Bürgersteig anzufahren. Mit angeschalteter Warnblinkanlage halte ich das Fahren auf dem Bürgersteig für eine akzeptable Regelwidrigkeit, die mir schon öfter nasse Füße erspart hat.

Die Bürgersteigkante hat es in sich. Doch hier macht sich die eigentliche Stärke des Q3 bemerkbar. Mühelos klettert der kleine Flitzer über die nahezu rechtwinklige Erhöhung und schert flüssig hinter einer Gruppe Erstklässlerinnen ein. Mit durchgetretener Kupplung bringen wir den Motor kurz in den oberen Drehzahlbereich und verschaffen uns so den nötigen Respekt und Platz. So stelle ich mir einen gelungenen Tagesbeginn vor. In der Kategorie Fußgängerweg erhält das Fahrzeug  10 von 10 Punkten! Hier gibt es rein gar nichts anzumäkeln.

Fazit

Der Q3 eignet sich gut für kleinere Fahrten in der Stadt. Trotz seiner filigranen Bauweise bietet er genug Bodenfreiheit um flüssig in den Fußgängerverkehr einzuscheren. Aus dem relativ klein geratenen Cockpit hat man gerade noch genügend Übersicht über den Verkehr. Aufgrund der geringen Motorleistung sollte man auf das direkte Kräftemessen an der Ampel verzichten. Sollen regelmäßig größere Strecken überwunden werden, empfiehlt es sich auf einen der größeren Geschwister auszuweichen. Ob der Q5 da schon ausreicht, muss jeder selber wissen. Wer auch auf der Autobahn dominieren will, sollte in jedem Fall einen unvoreingenommenen Blick auf Q7 oder Q9 werfen. In diesen Klassen lassen sich dann auch erheblich bessere Motorleistungen realisieren.

Der Leiermann

Drüben hinter’m Dorfe steht ein Leiermann,

und mit starren Fingern dreht er was er kann.

 

Baarfuss auf dem Eise wankt er hin und her,

und sein kleiner Teller bleibt ihm immer leer,

und sein kleiner Teller bleibt ihm immer leer,

 

Keiner mag ihn hören, keiner sieht ihn an,

und die Hunde knurren um den alten Mann.

Und er lässt es gehen alles wie es will,

dreht  und seine Leier steht ihm nimmer still.

 

Wunderlicher Alter, soll ich mit dir gehn?

Willst zu meinen Liedern deine Leier drehn?

 

(Wilhelm Müller)

Kurialien

Ein Schreiben kann auf gedoppelte Weise Anstoß verursachen: wann es entweder fehlerhafft, oder unanständig, oder beydes zugleich ist.


Friedrich Carl von Moser Abhandlung von Ahndung fehlerhaffter und unanständiger Schreiben

Allerdurchlauchtigster, Grossmächtigster König,…

… Allergnädigster König und Herr!

Die Empfindung der eigenen Unwürdigkeit und der Glanz des Thrones können meine Blödigkeit nicht so kleinmüthig machen, als die Gnade, die der allerhuldreichste Monarch über all seine Unterthanen mit gleicher Grossmuth verbreitet, mir Hoffnung einflösst: dass die Kühnheit, der ich mich unterwinde, nicht mit ungnädigen Augen werde angesehen werden. Ich lege hiemit in allerunterthänigster Ehrfurcht eine der geringsten Proben desjenigen Eifers zu  den Füssen Ew. Königl. Majestät, womit Höchst Dero Akademien durch die Aufmunterung und den Schutz ihres erleuchteten Souverains zur Nacheiferung anderer Nationen in den Wissenschaften angetrieben werden. Wie beglückt würde ich sein, wenn es gegenwärtigem Versuche gelingen möchte, den Bemühungen, womit der niedrigste und ehrfurchtsvollste Unterthan unausgesetzt bestrebt ist, sich dem Nutzen seines Vaterlandes einigermassen brauchbar zu machen, das allerhöchste Wohlgefallen seines Monrachen zu erwerben. Ich ersterbe in tiefster Devotion.

Ew. Königl. Majestät

allerunterthänigster Knecht,

der Verfasser

Königsberg

den 14. März 1755


Immanuel Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie Des Himmels.